KAB Bergisch Gladbach St. Marien

Umuokoro Ikenga – Folgen der Pandemie für dieses Dorf

Während der strengen Ausgangssperre zu Beginn der Pandemie durften die Dorfbewohner noch nicht einmal auf ihre Felder, um diese zu bestellen. Folglich gibt es jetzt auch kaum etwas zu ernten. Traditionell arbeiten die Frauen auf den Feldern. Das trauen sich die Frauen zurzeit aber nicht, denn umherziehende gewalttätige Gruppen überfallen die Feldarbeiterinnen und Herdenhüterinnen und vergewaltigen oder misshandeln sie. Besonders bestürzend ist dabei die Tatsache, dass christlich geprägte Dörfer wie Umuokoro Ikenga auffallend häufig Ziel solcher Überfälle sind.

Diese Übergriffe sind schon länger ein Problem, haben sich aber durch die Pandemie verschärft. Die Frustration und Verzweiflung – besonders unter den jungen Männern dieses Landes – ist extrem groß und entlädt sich in zunehmend gewalttätigen Aktionen gegenüber Obrigkeiten, aber auch christlichen Mitmenschen.

Durch die Pandemie haben viele junge Menschen ihre Arbeit in den umliegenden Städten verloren und können somit ihre Familien im Dorf nicht mehr versorgen.

Insgesamt eine furchtbare Situation, die die Menschen in dem Dorf an den Rand einer Hungersnot gebracht hat.

Die KAB St. Marien Gronau konnte bereits durch eine spontane Spendenaktion erste unterstützende Hilfe leisten.

Per WhatsApp-Video und Fotos dokumentierte eine Gruppe von Helfern, dass unsere Hilfe schnell und effizient in dem Dorf angekommen ist und Lebensmittel gekauft und verteilt werden konnten.

Diese Gruppe von Helfern nennt sich „Ezindu“ und hat sich aus dem ehemaligen Ältestenrat des Dorfes heraus entwickelt, ein schöner Prozess, den wir mit Freude verfolgt haben.

„Ezindu“ ist ein einheimisches Wort für „Gutes Leben“. Die Gruppe hat sich zur Aufgabe gemacht, den Menschen in ihrem Dorf zu helfen, in einem solchen „Guten Leben“ Fuß zu fassen.

„Ezindu“ hat sich drei Schwerpunkte für ihre Arbeit gesucht:

1. Beschaffung von Lebensmitteln aus den Spendengeldern
2. Vermittlung von jungen Menschen in Ausbildungsstellen
3. Förderung von Kleingewerbe

In allen Aufgabenbereichen konnte die Gruppe bereits Erfolge verbuchen. So konnte einem Mädchen eine Ausbildungsstelle als Näherin vermittelt werden und eine Witwe erhielt eine kleine Kornmühle, was als Beispiel („Pilotprojekt“) für weitere Kleingewerbeförderungen dienen soll.



Gemeinsam haben wir mit Augustine einen Steckbrief entworfen, der den Dorfbewohnern helfen soll, eigene Ideen für mögliche Kleinbetriebe zu entwickeln. „Ezindu“ steht ihnen dabei mit Rat und Tat zur Seite.

Klar durchdachte und erfolgversprechende Ideen werden uns dann vorgestellt und wir können überlegen, welche Möglichkeiten wir haben, diese Kleingewerbe zu unterstützen, z.B. in Form einer Patenschaft der KAB St. Marien Gronau oder einzelner Spender.

„Ezindu“ erhält dann den erforderlichen Betrag und besorgt die nötigen Materialien. Diese werden dem Kleingewerbetreibenden aber nicht geschenkt, sondern als Kredit zur Verfügung gestellt, den dieser dann in angepasstem Maß an „Ezindu“ zurückzahlen muss. Damit hat „Ezindu“ auch eine Einnahmequelle, aus der wiederum andere Projekte unterstützt werden können. Dieses Prinzip der Kleinkredite wird von Hilfsorganisationen in vielen Ländern schon erfolgreich praktiziert.

Wir freuen uns sehr über die Entwicklung in Umuokoro Ikenga und über die Menschen, die dort Verantwortung übernehmen! Sie versuchen, den Menschen in ihrem Dorf Hoffnung zu geben, um Fluchtgedanken und Verzweiflung zu verringern.

Eine tolle Arbeit, die sich sicher lohnt zu unterstützen.

Der Bau des Gemeindehauses ist damit nicht vom Tisch, aber ich denke, dass wir für ein gutes Vorankommen an der Stelle zunächst aus dieser Pandemie heraus sein müssen.


Claudia Franssen (Projektiniatorin)